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Ortschronik Neudorf/Neubrow Latein
#20
Hallo Daniel,

es ist wirklich interessant in den historischen Quellen zu lesen. Sie werden in diversen heutigen (.../wissenschaftlichen) Abhandlungen über die polnische Geschichte erwähnt ...
in diesem Fall
Christian Gottlieb von Friese, "Beiträge zu der Reformationsgeschichte in Polen und dem Großherzogthum Litthauen", 1786

Jede Abhandlung beleuchtet, zitiert bzw. nutzt eine Quelle natürlich nach ihrem Thema ...so daß man in den Originalquellen den einen oder anderen Hinweis findet, der vielleicht dem Schreiber nicht, aber einem selbst wichtig erscheint ...
Auch ist der für heutige Verhältnisse recht blumige Schreibstil recht "nett" (so war wohl auch das Latein seinerzeit ...) und etwas sehr anders als der heutige "wissenschaftliche".

Auch diese Erwähnung bezieht sich auf die "Historie ..." des Warschauer Pastors Johann Jakob Scheidemantel - übrigens der erste evangelische Pastor nach der Reformation/Gegenreformation, der nicht "geheim" predigen mußte ... aber eigentlich auf die handschriftliche Chronik des Pastors Abrahamowicz von Neudorf. ...

siehe u.a. Wolhynienforum (oder auch Eduard Kneifel ...)
•Chronik von Neudorf-Neubruch von 1776.
(Handschriftliche lateinische Chronik, die 1720-1724 von Pastor Georg Abrahamowicz verfasst und 1775/76 vom Warschauer Pastor Scheidemantel im lateinischen Urtext als Beilage zu seinem Werk über großpolnische Synoden gedruckt wurde.)

Demnach wurde Neudorf/Neubruch 1616 gegründet auf dem Land des Rafael Leszczynski (1579-1636, 1609 Heirat mit Anna Radzimir ..) und das Dekret von Wlodowa erlaubt 1617 den 14 namentlich Genannten die Errichtung einer evangelischen Kirche. ...
Nach dem Massaker von 1849 (70 Siedler/Frauen/Kinder - die überlebenden Siedler haben sich übrigens an "Verrätern" - Siedlern oder Bauern (?) gerächt und ebenfalls ein Blutbad angerichtet ... ) und der Flucht des Pastors Columbus aus Neudorf, bittet dieser bei einer Synode um die Erlaubnis, daß die evangelischen Siedler von Neudorf einen anderen Kirchenort nutzen könnten. Die Auswahl viel dann auf Piaski drei Meilen von Lublin ...
In diese Zeit fiel eine recht massive "Gegenwehr" vieler Adliger gegen andere Religionen als der katholischen - jeder einzelne "Adlige" hatte auf seinem Land das Recht religiöse Handlungen zu genehmigen oder zu verbieten ... , so daß es nicht einfach war, einen "Ersatzort" zu finden ...
....

Übrigens war ich im Abschnitt der Erwähnung des Dekretes auf zwei Namen gestoßen ... Hartknoch und Kobierzycki ... die Abrahamowicz erwähnte (die Seitenzuordnung habe ich zwar gefunden, doch keinen wirklichen Bezug ...). Das "Geschlecht" der Leszczynski`s wird in diesen Schriften erwähnt. ...
Und wieder was gelernt ... Diese beiden hatten bedeutende/bekannte Schriften ihrer Zeit geschrieben, so daß sich Abrahamowicz wohl gern auf diese beziehen wollte ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Hartknoch
http://pl.wikipedia.org/wiki/Stanis%C5%82aw_Kobierzycki
...

Ich habe meinen gestrigen "freien" Tag damit verbracht, bei Rogall nochmal die Geschichte Polens in der Zeit ca. 1550-1780 nachzulesen, um die Ereignisse aus der Chronik des Pastors Abrahamowicz zeitlich einzuordnen. Dabei begegnet man den Namen, die man in der lateinischen Chronik erahnen kann ... Namen der sehr bewegten und wechselvollen polnischen Geschichte dieser Zeit ...
... interessant ... und die "Adelsrepublik" war sehr abwechslungsreich ... und führte durch ihre Akteure - Magnaten, Adlige, gewählte Könige und das Taktieren der Nachbarstaaten unweigerlich zur Teilung Polens bis zur "Bedeutungslosigkeit". ...
Und all diese sich ständig ändernden Bedingungen hatten Einfluß auf das Leben unserer Vorfahren. ... Eigentlich hatten sie "großes Glück", auf dem Land des Rafael Leszczynski zu siedeln. Dieser besaß wohl ein besonders hohes Maß an religiöser Toleranz und wich in keiner Zeit von diesem ab ... aber auch durch ein sehr besonnenes "Taktieren" in seiner Zeit (er war zwar immer evangelischen Glaubens, beteiligte sich aber offenbar nicht an "offenen" Revolten) konnte er wohl Bedeutung und Einfluß als auch "Landeigentum" gewinnen - 17 Städte und 100 Gemeinden! Ihm gehörte Wlodowa und daher auch die Ansiedlung in der Nähe ...
Leider hatten seine Söhne und Enkel anscheinend nur Teile dieser "Geschicklichkeit" geerbt. ...
http://en.wikipedia.org/wiki/Rafa%C5%82_...80%931636)

_________________

Mich interessieren ja eigentlich die "nachgesiedelten" Familien nach 1649 ... Könnten sie vielleicht aus Siedlungen stammen, die Rafael Leszczynski besaß? Die konkreten Namen sind nicht bekannt oder? Man könnte nur aus der Inventarliste in der Präsentation von Antoni auf diese schließen. ... oder aus den Kirchenbüchern vor 1800 ...

Also forschen wir munter weiter ...

Änne
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